Besuch

Besuch darf 1x pro Woche für eine Stunde kommen. Dieser Mensch muss sich vorher anmelden, 2x geimpft sein, einen aktuellen Corona-Test vorweisen und eine FFP2-Maske tragen. Immerhin darf jemand kommen. Zwischendurch hieß es auch mal, dass gar keine Besucher*innen erlaubt seien auf Station.

Darf es ein bisschen Fleisch sein?

Aus den „Serviceinformationen“ (einem kleinen Flyer) kann man täglich aus verschiedenen Menüs wählen. Die gab es auch auf Station 2, dort war das Sortiment allerdings noch etwas üppiger. Zur Auswahl stehen Gerichte, wie: Putenhacksteak in pikanter Sauce, Putenmedaillons, Hühnerfrikassee, Spagetti Bollo, Rinderroulade, Rahmgeschnetzeltes, Nürnberger Bratwürste mit Sauerkraut, Königsbergerklopse, … mit Wienerwürstchen oder Frikadelle mit Zwiebelsauce. To be fair, es stehen auch drei vegetarische und zwei vegane Gerichte auf der Karte. Diese Karte wechselt jedoch nicht. Wenn man fünf Wochen am Stück hier ist, sind die Aussichten zunächst eher mau. Nun gut, man kann ja auch mal Kraut mit Kartoffelpüree ohne die Nürnberger Würschtl ordern. Abends kann man zwischen Möhren-, Blumenkohl-, Brokkoli-, Tomaten- und Spargelcremesuppe wählen, sofern denn welche vorrätig sind. Die werden dann in der „strahlenfreundlichen“ Mikrowelle erhitzt und sind sogar ganz lecker.

Das Zimmer

Im Zimmer riecht es eigenartig nach abgestandenem Kartoffelwasser (irgendwie eklig), was sich im Laufe der Zeit zum Glück legt. Im Badezimmer ist der Duschschlauch defekt, so dass man beim Duschen zunächst von einem kleinen kühlen Seitenstrahl gekitzelt wird bevor dann das Wasser aus dem Duschkopf kommt. In den Zimmern brummt eine Klimaanlage. Ein bisschen so als würde man sich dauerhaft in einem Flugzeug befinden oder als würde permanent eine Geschirrspülmaschine im Hintergrund laufen. Die Matratzen ähneln dicken blauen Sporthallenmatten nur auf Bettformat geschnitten. Die Kissen sind wie Boxsäcke, ebenfalls abwaschbar. Man weiß ja nie, wann Patient mal ausläuft. Es ist in jedem Fall empfehlenswert sich ein eigenes Kissen bringen zu lassen, wenn man keine Genickstarre bekommen möchte. Zudem empfiehlt sich eine eigene Bettlampe mit warmem Licht! Die Leuchtmittel über einem erinnern eher an OP- oder Insekten-Lampen. Beim Schlafen auf den Gummimatten schwitzt man unangenehm und wird dann morgens von der Klimaanlage von Kühle überrascht. Wenn das man‘ nicht noch eine Erkältung gibt. Von nun an schlafe ich nur noch auf Handtüchern. Das Geräusch der Klimaanlage verursacht ferner einen gleichbleibenden Druck auf den Ohren. Eigenartig.

Die unteren Stromleisten im Zimmer fallen zwischendurch aus. Ich dachte erst ich hätte Jannes Lampe geschrotet und dass mein Föhn nun auch defekt sei. Es stellte sich dann jedoch heraus, dass die Leitungen zu alt sind. Da Patienten häufig Mehrfachstecker und ihre eigenen TV-Geräte inkl. Playstation mitbringen, ist die Leitung gelegentlich überlastet. Bei meiner Zimmernachbarin – ebenfalls K.B. – fehlt der Schlüssel am Schrank und ihre „Entertainment-Station“ ist 9tage lang defekt. Sie kann nicht telefonieren, kein Radio empfangen und auch kein TV schauen.

Die Station C5A

Eine Schleuse (bestehend aus zwei Schiebetüren) trennt die Station vom Rest des UKEs. Man darf nur rein bzw. raus, wenn die andere Tür gerade geschlossen ist. Patienten dürfen die Station gar nicht verlassen. Zudem lassen sich die Fenster nicht öffnen und wurden auch schon seit geraumer Zeit nicht mehr geputzt. Angeblich ist Corona schuld. Ein kleines Fenster in meinem Zimmer ist komplett blind. Der Eingangsbereich der Zimmer ist knallorange gestrichen. Auf den Zimmern braucht man keine Maske tragen, nur auf dem Gang. Es gibt einen kleinen Raum mit zwei Trimm-Dich-Fahrrädern und zwei Steppern (Treppensteigen üben, hier gibt es ja keine Stufen). Daneben ist ein weiteres Räumchen mit einem Klavier. Ob José Carreras dort wohl musiziert hat? Daneben eine weitere Kammer mit einem Patientenkühlschrank, in dem, ein bisschen wie in einem Hostel in Asien oder Australien, die Patienten ihre eigenen Lebensmittel mit einem Aufkleber versehen und dort lagern können. Ziemlich gefüllt das Ding. In weiteren Schränken befinden sich Handtücher und Bettwäsche, die man sich eigenständig nimmt. Die flauschigen Handtücher sind morgens immer schnell vergriffen und man muss auf die dünnen oldschool Dinger zurückgreifen. Um fit zu bleiben ist es gewünscht regelmäßig selbst sein Bett neu zu beziehen. Ferner kann man sich aus einem großen Schrank an Getränken bedienen, Säfte, Cola, Fanta, Sprite und sogar Becks steht den Patienten zur Verfügung. Ein älterer Herr bunkert auch fleißig seine Becks Flaschen, blockiert damit den Gemeinschaftskühlschrank und kontrolliert regelmäßig, dass nichts „wegkommt“.